100 Tage



Exil auf Elba



Napoleon kämpfte seit der verlorenen Schlacht von Leipzig nur noch um seinen Thron und lehnte alle Friedensanträge, so günstig sie für Frankreich waren, ab, da er das Reich nicht kleiner hinterlassen wollte, als wie er es 1799 übernommen hatte. Den zu Anfang 1814 in Frankreich eindringenden verbündeten Heeren konnte Napoleon nur eine Feldarmee von 70.000 Mann entgegenzustellen und erlitt am 1. Februar bei La Rothière eine empfindliche Niederlage. Dennoch gelang es ihm noch einmal in den Gefechten von Champeaubert, Montmirail, Etoges und Vauchamps (11.-14. Februar 1814) über Blücher und bei Montereau (18. Februar 1814) über den Kronprinzen von Württemberg unerwartete Erfolge zu erringen. Doch endlich musste er sich der Übermacht beugen.


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Nach den Schlachten bei Laon am 9. und 10. März und bei Arcis sur Aube am 20. und 21. März wollte er durch einen kühnen Zug auf den Rhein den Krieg wieder nach Deutschland tragen und war bis Vitry marschiert, als er hörte, dass die Verbündeten im Marsch auf Paris seien. In Gewaltmärschen eilte er zurück, erfuhr aber wenige Stunden von Paris entfernt, dass die Stadt am 30. März kapituliert hatte. Napoleon begab sich daraufhin nach Fontainebleau, wo er auf die Nachricht, dass der Senat ihn am 1. April abgesetzt habe und die Behörden sowie die meisten Generale von ihm abgefallen seien, erst zu Gunsten seines Sohns und, als dies von den Verbündeten zurückgewiesen wurde, am 11. April für sich und seine Erben abdankte.


Dafür wurde ihm die Insel Elba als Fürstentum, die Beibehaltung des Kaisertitels und eine jährliche Rente von 2 Mill. Frank zugesprochen; auch durften ihm 400 Mann seiner Garde als Freiwillige folgen. Nachdem er am 20. April von seiner Garde in Fontainebleau Abschied genommen hatte, reiste er in Begleitung einiger Generale und mehrerer Offiziere der Verbündeten nach Südfrankreich und langte auf einer britischen Fregatte am 4. Mai auf Elba an.

Hier widmete er sich mit großem Eifer der Verwaltung der Insel und war der Gegenstand der Neugierde zahlreicher Reisenden. Den Verlauf der Dinge in Frankreich und auf dem Wiener Kongress beobachtete er, von seinen zahlreichen Agenten wohl unterrichtet, mit großem Interesse. Die Koalition seiner Feinde schien zu bröckeln.

Tatsächlich war seine Hoffnung nicht unbegründet. Im Dezember 1814 hatte sich auf dem Wiener Kongress ein Streit über die Zukunft von Sachsen und Polen entfacht. Russland strebte die Macht über Polen an und Preußen forderte Sachsen.

Der preußische König war dem Zar immer noch zu großer Dankbarkeit verpflichtet, war doch ihr Bündnis der Anfang von Napoleons Ende gewesen, und unterstütze daher Alexander. Russische Truppen hatten das Königreich Sachsen besetzt und den König interniert um Fakten zu schaffen und bald begann man die öffentliche Ordnung unter preußische Verwaltung zu stellen.
Österreich war gegen die Machterweiterung Preußens, wäre damit Wiens Einfluss auf Deutschland noch geringer geworden. Frankreich, vertreten durch Talleyrand, war ebenfalls gegen die Annexion Sachsens.

Berlin wurde durch den Plan eines deutschen Bundes ohne Preußen provoziert. Österreich hatte sich durch diesen Vorschlag zur Schutzmacht der kleineren deutschen Staaten erhoben.


Die Lage spitzte sich zu. Alexander und Metternich gerieten so in Streit übereinander, dass sogar ein Duell zwischen den beiden im Raum stand. Alexander erinnerte die Kongressteilnehmer daran, dass immer noch ein großer Teil seiner Armee in Mitteleuropa stationiert war. Der preußische Minister Hardenberg schrieb an Gneisenau, dass ein Krieg für Preußen besser wäre, als die Annahme der Kongressbedingungen.

Währenddessen gelang es Talleyrand Frankreich wieder auf die politische Bühne zu heben. Ein Defensivbündnis zwischen Frankreich, Österreich und England wurde geschlossen und machte Preußen und Russland deutlich, dass die Positionen unverrückbar waren.

Als Napoleon von dem steigenden Unwillen gegen die Bourbonen und der Anfang 1815 drohenden Differenz zwischen den Mächten vernahm, beschloss er, zumal er fürchtete, die Verbündeten könnten ihn der größeren Sicherheit halber in ein weit entferntes Exil schaffen, eine Rückkehr nach Frankreich zu wagen.

Der Adler fliegt wieder oder die Rückkehr



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Die Garde wurde auf mehreren gemieteten Fahrzeugen eingeschifft, Napoleon selber bestieg am 26. Februar 1815 seine Brigg L'Innocent und landete, von den Engländern nicht bemerkt, am Nachmittag des 1. März zwischen Antibes und Cannes im Golf von Jouan. Sein Ziel war Paris und Napoleon wusste, dass der Erfolg vor allem von der Zeit abhing. Vor Elf Monaten hatte er Frankreich verlassen und wurde bei der Abreise von der Bevölkerung mit Schmährufen und Steinwürfen verabschiedet. Jetzt kehrte er zurück und hoffte, dass die Stimmung zu seinem Gunsten umgeschlagen war. Als er wieder französischen Boden unter sich hatte rief er "L'aigle avec le couleurs nationales volera de chlocher en clocher jusqu'aux tours de Notre-Dame" (Von Kirchturm zu Kirchturm wird der Adler mit den nationalen Farben fliegen bis auf die Türme von Notre-Dame).

Am 5. März erreichte ein Bote die Tuilerien und überbrachte Ludwig XVIII. die Depesche mit der Nachricht von Napoleons Landung in Frankreich. Noch sah er es als Bagatelle an und war sich sicher, dass die Polizei mit dem Problem fertig werden würde. Einige Stimmen waren sogar hoch erfreut, konnte man doch den Fall Bonaparte endgültig, und ohne Rücksicht auf europäische Vereinbarungen, zu einem Ende bringen.

Napoleon wandte sich durch das Gebirge nach der Dauphiné, wo ihn das Volk nicht unfreundlich, aber gleichgültig empfing. Einen Tag später schien die erste Schlacht unausweichlich. In dem Dorf Caps erhielt er die Nachricht, dass ein Bataillon des 5. Linienregiments aus Grenoble in Stellung gegangen war. Napoleon hatte ungefähr 1.100 Soldaten unter seinem Kommando und war damit dem Bataillon, welches nur aus 700 Mann bestand, überlegen. Doch ein Bürgerkrieg war das letzte was er suchte. Napoleon ließ die Trikolore ausrollen und die Marseillaise spielen. Dann ritt er auf die gegnerische Stellung zu. Als der Feuerbefehl erteilt wurde, öffnete er seinen aus vielen Schlachten bekannten grauen Mantel und wartete auf die Kugeln. Was ihn erreichte war ein lautes "Es lebe der Kaiser!" und die Soldaten stürzten jubelnd auf ihren Kaiser zu.

Am Abend wurde ihm die Regimentsfahne des 7. Linienregiments mit weiteren 1.800 Mann überreicht.  Mit dieser Streitmacht erschien er vor Grenoble. 2.000 Soldaten schützten die Stadt und waren bereit gegen ihn zu kämpfen, doch die Bewohner der Stadt hatten sich bewaffnet und jubelten ihrem Kaiser zu und die Stadttore wurden eingeschlagen.

Von Lyon aus, das Napoleon am 10. März erreichte, sollte der bourbonische Gegenschlag geführt werden. Der Comte d'Artois hatte die Verteidigung der Stadt übernommen. Napoleons Vormarsch war so schnell gewesen, dass dem Bruder des Königs nur zwei Kanonen zur Verfügung standen. Aber drei Regimenter und 1.500 Nationalgardisten unter dem Kommando von Marschall Etienne Jacques Joseph Alexandre Macdonald sollten ausreichen um den Korsen aufzuhalten. Während einer Truppenparade sollten die Soldaten "Es lebe der König rufen!", doch es blieb recht ruhig. Der Comte d'Artois fürchtete zu recht mit diesen Truppen keine Schlacht gewinnen zu können und reiste sofort zurück nach Paris. Am Abend zog Napoleon unter dem Jubel der Bevölkerung in Lyon ein. Macdonald kehrte nach Paris zurück, wo er die königstreuen Truppen übernahm, die Ludwig XVIII. wenig später bei seiner Flucht beschützen sollten.

Doch entschied erst der Abfall Neys am 14. März seinen Sieg. Ney, der über 4.000 Mann verfügte, hatte Ludwig versprochen Napoleon in einem eisernen Käfig vorzuführen. Napoleon akzeptierte, dass einige seiner alten Weggefährten sich in erster Linie Frankreich verpflichtet sahen und unter den Bourbonen dienten. Ney, sich ebenfalls seinem Gelöbnis an die Bourbonen verpflichtet, erhielt eine persönliche Einladung Napoleons. Ney überlegte lange Zeit, doch am Ende reiste er nach Auxerre um sich Napoleon anzuschließen.

Der Abfall von Ney erschütterte Paris. Anstatt sich dem Kaiser entgegenzustellen verließ Ludwig in der Nacht auf den 19. März die Hauptstadt Paris um erst nach Lille und dann nach Gent zu flüchten. Um den Bourbonen Zeit zur Flucht zu lassen, verzögerte Napoleon seine Ankunft in Paris, die erst am 20. März erfolgte. Innerhalb von 20 Tagen hatte er eine Strecke zurückgelegt, für die man sonst die doppelte Zeit brauchte. Er hatte seine eigene Prophezeiung wahr gemacht und war wie ein Adler von Dorf zu Dorf in die Hauptstadt zurückgekehrt.

Wie sehr sich die Fähnchen in Paris wieder drehten, verdeutlichen die Zeilen von Lamothe-Langon: "Das Ungeheuer hat die Insel Elba verlassen. Der Räuber landete in der Bucht von Cannes. Der Usurpator ist in Grenoble eingezogen. Der Korse hat zu Lyon die Behörden empfangen. Bonapartes Armee wurde durch die des Marschall Ney verstärkt. Der furchtbare Rival der Bourbons befindet sich zu Fontainebleau in demselben Gemach, in dem er seine Abdankung unterzeichnete. Seine kaiserliche Hoheit wird noch heute abend in den Tuilerien sein."

Doch zu behaupten Napoleons Rückkehr wurde von allen Franzosen herbeigesehnt ist falsch. Natürlich feierten ihn diejenigen, welche von den Bourbonen aus ihren Ämtern und Posten verjagt wurden. Viele auf Halbsold gesetzte Offiziere sehnten sich zurück in die Zeiten in denen sie mit Napoleon Ruhm und Ehre erreichten und standen damit im krassen Gegensatz zu den Millionen Franzosen die genug hatten von zwei Jahrzehnten Krieg.
So verwundert es nicht, dass gerade in den ländlichen Regionen Frankreichs  Napoleons Rückkehr sehr argwöhnisch betrachtet wurde. Ihre Ängste wurden bestätigt, als die ersten Soldaten wieder auf den Höfen erschienen um Pferde zu beschlagnahmen. Schon erinnerte man sich hier an die Tage, wo die Söhne eingezogen wurden um auf  Napoleons Schlachtfeldern zu sterben.

Napoleon war in Paris, aber sein über alles geliebter Sohn war weit entfernt. Marie Louise dachte nicht daran nach Paris zurückzukehren. Ihr gemeinsamer Sohn sollte schon bald an den Wiener Hof ziehen, damit ihm dort alles Französische ausgetrieben werden konnte und er ein österreichischer Prinz wurde.
Sein Bruder Lucien, 1804 ausgewandert und von 1810 bis 1814 in englischer Gefangenschaft, kehrte zurück und versöhnte sich mit seinem Bruder. Joseph und Jérôme traten ebenfalls an Napoleons Seite, nur Louis fürchtete um seinen Herrschaftsanspruch auf den niederländischen Thron und weigerte sich nach Frankreich zurückzukehren.

Durch Verleihung einer freien Verfassung und durch Berufung liberaler Männer, wie Carnot und Constant, versuchte Napoleon die konstitutionelle und die republikanische Partei zu gewinnen. Die neue Verfassung wurde im April veröffentlicht und von der Bevölkerung angenommen. 
Joseph wurde aufgefordert die russischen und österreichischen Abgesandten über die Respektierung der 1814 verabschiedeten Grenzen zu informieren. England wurde aufgefordert die Entscheidung des französischen Volkes zu akzeptieren.

Auf dem immer noch tagenden Wiener Kongress übernahm Talleyrand die Initiative und versammelte die Anwesenden hinter sich. Als verbrecherischer Akt wurde Napoleons Rückkehr verurteilt. England, Russland, Österreich und Preußen vereinbarten jeweils 150.000 Soldaten gegen Napoleon zu mobilisieren.
Napoleons Friedensangebote kamen ungeöffnet zurück. Wenn er das Kaiserreich sichern wollte, musste er wieder zu den Waffen greifen.
Nicht nur seine Frau und sein Sohn fehlten ihm, viel mehr sollte sich die Abwesenheit von vielen seiner alten Kampfgefährten auf die kommenden Ereignisse auswirken. Die großen Marschälle fehlten. Sie hatten sich entweder zur Ruhe gesetzt oder hielten sich im Hintergrund um die Lage in sicherem Abstand zu betrachten. Zu seinen fähigsten Männern gehört ausgerechnet Fouché. Dieser würde zu gerne das Außenministerium übernehmen, Napoleon setzt ihn wieder als Polizeiminister ein. Es darf angenommen werden, dass dieses Zugeständnis dazu dienen sollte Fouché unter Kontrolle zu bekommen. Fouché ist aber gerade deshalb fähig, weil er sich nicht so leicht kontrollieren lässt. Napoleon muss sich also noch stärker als in der Vergangenheit mit der Innenpolitik beschäftigen und gleichzeitig einen großen Krieg vorbereiten. Auch hier macht sich bemerkbar, dass ihm Untergebene vom Schlage eines Berthier fehlten und er diese Lücke nicht füllen konnte.


Der letzte Feldzug



Auf dem Wiener Kongress hatten die Anwesenden schon am 13. März eine förmliche Achterklärung gegen Napoleon erlassen und am 25. März ihr Bündnis gegen ihn erneuert und die Zusammenziehung ihrer Heere beschlossen. Napoleon musste daher seinen Thron von neuem verteidigen.

Die Verbündeten beschlossen mit vier großen Armeen gegen Napoleon vorzugehen. Eine englisch-deutsche unter dem durch seine Siege in Spanien berühmt gewordenen Herzog von Wellington in Belgien, eine preußische am Niederrhein unter Feldmarschall Blücher, eine russische am Mittelrhein unter Feldmarschall de Tolly und eine österreichisch-deutsche am Oberrhein unter dem Fürsten Schwarzenberg.

Diese vier Armeen sollten um die 715.000 Soldaten stellen, weitere Reserven wurden hinter den Linien bereits ausgehoben. Allerdings war die Meinung in den ehemals von Frankreich besetzten Ländern nicht durchweg gegen Napoleon. Ganz im Gegenteil, die Länder des Rheinbundes konnten sich bereits zu Beginn der Befreiungskriege nur schwer für die preußisch-russische Sache erwärmen und nur in Preußen saß ein tiefer Hass gegen Frankreich. Außerdem erhoffte man sich in Berlin aus dem neuen Krieg mehr, als von dem Frieden von Wien.

"Dies ist das größte Glück, was Preußen begegnen konnte, nun fängt der Krieg von neuem an und die Armee wird alle in Wien begangenen Fehler wieder gut machen", sagte Blücher, nachdem er die Nachricht von der Rückkehr Napoleons erhalten hatte.

Blücher und seinem Generalstabschef Gneisenau standen vier Korps zur Verfügung und sie sammelten diese bei Jülich. Diese Korps waren den Generälen von Zieten, von Borstell, von Thielmann und von Bülow unterstellt. Zusammen mit den Armeen der Hessen, den thüringischen und oldenburgschen Truppen betrug Blüchers Armee Ende Mai etwa 135.000 Mann.

Bei Brüssel sammelte sich unter Wellington die englisch-deutsche Armee. Sie bestand aus 33.000 Engländern, 25.000 Niederländern, 16.000 Hannoveranern, 7.500 deutschen Legionären, 6.700 Braunschweigern und 7.300 Nassauern.

Der Frankfurter Bankier Nathan Mayer Rothschild, der bereits seit einiger Zeit den britischen Zahlmeister John Charles Herries bei der Finanzierung der britischen und verbündeten Streitkräfte unterstützte, rechnete nicht mit einem schnellen Sieg über Napoleon. So begann er Gold aufzukaufen um den Sold für Wellingtons Soldaten bereitstellen zu können.

In vielen anderen Ländern war der Enthusiasmus jedoch gering, konnte man doch mit einem eingeschränkten Frankreich unter Napoleons Herrschaft gut leben. Nach den vielen Kriegsjahren machte sich eine ungeheure Kriegsmüdigkeit breit.


In den letzten Maitagen trafen sich Wellington und Blücher um das gemeinsame Vorgehen zu besprechen. Sie einigten sich sehr schnell auf Paris als Ziel ihrer beiden Armeen. Beiden war bewusst, dass sie als Helden in die Geschichte eingehen konnten, wenn sie ohne die Unterstützung der Österreicher und Russen den korsischen Unruhestifter fassten. Sie vereinbarten, dass ihre Armeen immer nur soweit voneinander operierten, dass sie sich gegenseitig innerhalb von 24 Stunden unterstützen konnten. Außerdem sollte jeder dem anderen sofort zur Hilfe eilen, wenn Napoleon eine der beiden Armeen angriff.

Demgemäß marschierte die preußische Armee im Maastal vorwärts. Am 27. Mai stand das Korps von Zieten in und neben dem Sambre-Tal zwischen Marchienes und Fleurus, dahinter das von Pirch I. (anstelle des Generals Borstell) um Namur. Thielmanns Korps war im Maastal und östlich davon in die Gegend von Dinant und Ciney vorgeschoben, und das Korps von Bülow bildete die Reserve bei Lüttich. Diese vier Armeekorpse hatten zusammen eine Stärke von 115.000 Mann. Das Korps des Grafen Kleist stand um dieselbe Zeit mit seinen 20.000 Soldaten noch um Trier.

Napoleon standen nach seiner Machtergreifung rund 200.000 Soldaten sofort zur Verfügung. Weitere 75.000 konnten kurzfristig ausgehoben werden. Die Massenaushebungen, wie zur Zeit der Revolutionskriege, blieben vorerst aus. Diesmal ließ er aber nicht die festen Stellungen außer Acht und bereitete besonders die Verteidigung von Paris vor.

Napoleon musste sofort handeln und den Feldzug gewinnen, bevor sich die vier Armeen der Koalitionäre vereinigt hatten. Gegen die beiden Armeen von Wellington und Blücher führte Napoleon 130.000 Mann in den Korps von Mortier, Drouet, d'Erlon, Reille, Vandamme, Gérard, Lobau und Grouchy. Die Soldaten mussten ausreichen um Wellington und Blücher nacheinander schlagen zu können. Er verließ am 11. Juni Paris und traf am 14. bei seiner Truppe ein und begann sofort mit dem Vormarsch.

Blücher und Wellington wurden von Napoleon überrascht. Der Bedrohte hatte es geschafft die Initiative zu gewinnen. Blücher wollte seine Armee bei Sombreffe und Ligny zusammenziehen und schickte dementsprechende Nachrichten an Wellington. Der englische Herzog glaubte, und hoffte vielleicht insgeheim, dass Napoleon ihn als ersten Gegner auswählte. Außerdem fürchtete er, dass Napoleon seine Flanke umgehen könnte und ihm so seinen Nachschubweg nach Ostende und Antwerpen abschnitt. Daher dachte er zuerst gar nicht daran seine Armee in Richtung Ligny zu senden.

Erst als sich die Informationen rund um den französischen Vormarsch verdichteten wurde Wellington klar, das es sich nicht um ein Scheinmanöver handelte und Napoleon tatsächlich mit seiner gesamten Armee gegen Blücher vorging. Eiligst bereitete er den Abmarsch seiner Truppen vor, aber es war bereits zu spät. Sein Versprechen, Blücher innerhalb von 24 Stunden oder beim ersten Hilferuf zu unterstützen, konnte er nicht mehr halten.


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